PROGRAMM

Konzert
Sa | 30.03.2019 | Einlass 19:00 Uhr | Beginn 20:00 Uhr

Subway to Sally

HEY! Tour 2019
Am 08.03. erscheint „HEY!“, das 13. Album von Subway To Sally. Ein Fanal der Zeitenwende. Und das im doppelten Sinne: Zum einen markiert die Rückkehr der Band nach geschlagenen fünf Jahren den Anbruch einer neuen Schaffensphase. Zum anderen spiegeln die Songs den Zustand unserer ins Wanken geratenen Welt zwischen Konsumterror („Messias“) und Fanatismus, Wachstumsprognosen und Untergangsszenarien („Bis die Welt auseinanderbricht“) so bissig und direkt wieder, wie es seit „Engelskrieger“ nicht mehr der Fall war – allerdings mit verändertem Fokus. War der Meilenstein aus dem Jahre 2003 eine düstere Abrechnung mit Missständen und ein Versuch, sich in Grenzsituationen hineinzuversetzen, so ist „HEY!“ ein Weckruf an alle verschlafenen Zeitgenossen, endlich aktiv zu werden, aber auch eine Aufforderung zum Tanz: Subway To Sally feiern das Leben – im Angesicht der Apokalypse.

Selten saß der Schalk den Potsdamern so deutlich sichtbar im Nacken wie auf „HEY!“. Grinsend führt er die Musiker zu ihren Wurzeln und jubelt ihnen Zitate aus der eigenen Jugend unter. Unverhofft kann man den „Iron Man“ von Black Sabbath durch einen Song geistern hören. Verblüfft stellt man fest, dass der Shuffle von Gary Glitters „Rock ’n’ Roll“ zum Fundament für „Imperator Rex Graecorum“ wird. Nicht nur in dieser frechen Verschmelzung von Seventies Glam und Carmina Burana klingt das Mittelalter an. Auch in anderen Stücken sind die historischen Texturen präsenter als zuletzt. Doch Drehleier, Geige und Laute laden nicht zum romantisierten Eskapismus. Sie sind das Echo einer vergangenen Zeit, in der das Weltende greifbar schien, und schlagen die Brücke ins Heute.

„Island“, der nordische Sehnsuchtsort, wird zum Sinnbild für ignorante Realitätsflucht. Das von Chris Harms (Lord Of The Lost) ins Mikro gekeifte „Wander doch nach Island aus!“ ist ein bissiges Statement gegenüber jenen, die sich in archaische Parallelwelten zurückziehen, statt den Herausforderungen unserer Zeit die Stirn zu bieten und anzupacken, damit nicht alles in Scherben geht. Der erhobene Zeigefinger verbleibt im Arsenal der Moralapostel. Der Fingerzeig aber ist unmissverständlich. Das gilt auch für „Selbstbetrug“ – ein lautstarker Denkanstoß, der das strahlende Selbstbild vermeintlich ewiger Sieger ins Wanken bringt. Oomph!-Sänger Dero rundet das verblüffende Crossover zwischen Nackenbrecher und verführerischer, historisch inspirierter Melodik perfekt ab.

Subway To Sally sind keine Nostalgiker. Für Momente sprechen sie aber immer wieder Empfindungen an, die den Alltagstrott aufbrechen und Raum zum Durchatmen schaffen. Das Gegenstück bildet ein sattes Gitarrenbrett, das den Hörer wachrüttelt und packt. Die 1990 gegründete Band steht breitbeinig im Hier und Jetzt. Das hält sie nicht davon ab, mit „Am tiefen See“ eine gänsehauterregende Fortsetzung zu „Die Rose im Wasser“ abzuliefern, deren Emotionalität durch den Gastgesang von Syrah (QNTAL, Estampie) auf die Spitze getrieben wird. Es ist die einzige Ballade auf einem Album, das laut und leidenschaftlich alle Facetten vereint, die Subway To Sally ausmachen: ausladende Arrangements, große Melodien, massive Riffs, verspielte Folk-Einwürfe und – seit „Mitgift“ – ausgefuchste Elektronik.

„HEY!“ versucht nicht, den Knalleffekt der Dubstep-Elemente auf dem mörderischen Vorgänger von 2014 zu wiederholen. Die Integration von ausgeklügelten synthetischen Klängen, die auch das Live-Projekt „Neon“ (2017) kennzeichnete, wird in einem neuen Kontext weitergeführt. Im Vordergrund agiert eine mit allen Wassern gewaschene Rockformation. Im Hintergrund schrauben die Soundmagier Voicians und Cop Dickie an Glanzlichtern, die Subway To Sally bereichern wie ein guter Special Effect einen Film. Es ginge auch ohne. Mit ist es aber noch besser.

„HEY“! ist bei aller Vielfalt ein Album wie aus einem Guss. Die hauptsächlich aus der Feder von Bodenski stammenden Texte greifen ebenso ineinander wie musikalische Motive. Auch die gewählte Perspektive hält die neuen Stücke zusammen: Obgleich es auch klassische, bildgewaltige STS-Hymnen wie „Königin der Käfer“ gibt, spielt Gemeinschaft in den Lyrics eine besondere Rolle: das Wir als Ausdruck der Überzeugung, dass sich die Zukunft nur lebenswert gestalten lässt, wenn alle mitziehen. Sänger Eric Fish, dessen Talent in verschiedene Rollen zu schlüpfen, auf „Mitgift“ einen vorläufigen Höhepunkt fand, begibt sich vorrangig in die Position des Beobachters und Kommentators, der allerdings mit im Boot sitzt. Sein Appell zum Aufhorchen richtet sich nicht zuletzt an die treue Fangemeinde von Subway To Sally, die sich seit jeher durch eine besondere Verbundenheit untereinander auszeichnet. Ein exklusiver Zirkel? Mitnichten. Hier ist jeder willkommen, der die Bereitschaft mitbringt, zu reflektieren und dennoch zu feiern. Schließlich ist „HEY!“ nicht nur der Ausruf des Mahners, der die Menschheit aus ihrer Lethargie reißen will, sondern auch ein Ausdruck der Lebensfreude.

„HEY!“ feiert 27 Jahre Subway To Sally. 27 Jahre auf einer Reise, die immer in Richtung neue Ufer ging, ohne nach Trends zu schielen. „HEY!“ zelebriert den Spagat zwischen Poesie und Polemik, geht hart mit der Welt ins Gericht, lässt am Ende im Rahmen des fulminanten musikalischen Triptychons „Alles was das Herz will“, „Aufgewacht“ und „Ausgeträumt“ aber doch die Hoffnung aufschimmern, dass ein neuer Traum trotz aller Untergangsszenarien möglich ist.

Präsentiert von Metal Hammer, Sonic Seducer und metal.de

Eine Veranstaltung von Living Concerts

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