PROGRAMM

Theater
Di | 26.02.2019 | Beginn 19:30 Uhr

Das Märchen vom letzten Gedanken

nach dem gleichnamigen Roman von Edgar Hilsenrath
Auf der Suche nach der Erinnerung findet der Armenier Thovma Khatisian zum geheimnisvollen Märchenerzähler Meddah, der ihn zurück zu seinen Wurzeln ins Weltkriegsjahr 1915 führt: Der Krieg läuft schlecht fürs Osmanische Reich. Um den angeblichen „Feind im Inneren“ unschädlich zu machen, beschließt die türkische Regierung die Vernichtung der Armenier in der Türkei. Schon bald ziehen Tausende von Frauen und Kindern und Greisen in langen Kolonnen, begleitet von einer berittenen Soldateska, über staubige Landstraßen, deportiert ins Nirgendwo. Jeder, der ein Gewehr halten kann, wird erschossen. Auch der Vater Thovmas wird mitgerissen von den Wogen des Wahnsinns und der Vernichtung. In seiner Geschichte spiegelt sich der Leidensweg des armenischen Volkes – aber auch die Lebensfreude und die Hoffnung, der Glaube und die Kultur der Armenier.
Der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich liegt hundert Jahre zurück und ist doch gesellschaftlich und politisch hoch aktuell. Die Türkei leugnet einen Genozid, und auch in Deutschland hat eine Aufarbeitung der deutschen Mitschuld noch nicht stattgefunden. Mit poetischem Witz und sarkastischer Komik, in schreiender Traurigkeit und surrealer Schönheit hebt „Das Märchen vom letzten Gedanken“ zu einer Totenklage um die Opfer aller Völkermorde an.

Edgar Hilsenrath (1926-2018) flüchtete kurz vor der Reichspogromnacht mit der Mutter und dem jüngeren Bruder aus Leipzig nach Rumänien. 1941 kam die Familie in ein jüdisches Ghetto in der Ukraine. Hilsenrath überlebte und wanderte erst nach Palästina und später in die USA aus. 1989 erhielt er für seinen Roman „Das Märchen vom letzten Gedanken“ den Alfred-Döblin-Preis.

Als ensemble ZAKHOR haben sich sieben junge Darstellerinnen und Darsteller zusammengeschlossen, um das Vergessen zu entstauben – in Inszenierungen zu historisch und politisch relevanten und unterrepräsentierten Themen.
Mit: Claudia Distelfink, Judith Heckmann, Felix Kelm, Niklas Richter, Jasmin Schepelmann. Regie: Stefan Habel, Dramaturgie und Assistenz: Paloma Celia León Villagrá

Theateraufführung im Rahmen der internationalen Tagung mit Beiprogramm: "WE WILL LIVE AFTER BABYLON. Armenische und jüdische Existenzerfahrung zwischen Vertreibung, Exil und Vernichtung", eine Veranstaltung des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik (EZJM) und der Deutsch-Armenischen Gesellschaft (DAG). Gefördert durch die Stiftung Niedersachsen. Aufführungsrechte: © 1989 Freundeskreis Edgar Hilsenrath e.V. by arrangement with Literarische Agentur Mertin Inh. Nicole Witt e.K., Frankfurt am Main, Germany.

www.hilsenrath.de
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